Bei Möbeln geht es lange nicht mehr nur darum, dass sie eine bestimmte Funktion haben müssen. Es ist die Form, die überzeugen muss. In den modernen Haushalten der westlichen Welt werden alle nötigen Bedürfnisse übererfüllt. Die Kaufentscheidungen erfolgen immer mehr nach ästhetischen Gesichtspunkten, und besonders trifft dies beim Mobiliar zu. Kleinere Manufakturen feiern seit geraumer Zeit ein unerwartetes Comeback, und besonders handgefertigte Produkte sind begehrt, denn sie können sehr spezifisch auf den Wunsch nach dem Außergewöhnlichen eingehen. Der enorme Erfolg der Möbel- und Haushaltswaren-Kette „Manufaktur“ belegt diesen Trend.
Große Hersteller müssen einen breiteren Geschmack bedienen
In den 1990er und dem ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends war der schwedische Möbelhersteller Ikea für das Design zuständig. Es gab kaum eine Wohnung, in der man nicht den Farben und Formen der Schweden begegnet ist. Ikea galt als schick, modern und zeitlos. Dies sind die Möbel in der Tat noch heute, doch sehnen sich mehr und mehr Menschen nach individualisierter Innenausstattung. Immer weniger Menschen wollen in einer Wohnung leben, die genauso aussieht wie Millionen andere auch. Dies ist für die großen Hersteller problematisch, denn sie produzieren auf Masse und müssen von ein- und demselben Stück extrem viele verkaufen.
Die Hersteller der stets beliebten belgischen Massivholz-Möbel mussten dies schon schmerzlich feststellen, ein Großteil von ihnen hat während der letzten Jahre das Handtuch geschmissen. Obwohl so viele Möbel gekauft werden wie noch nie.
Die Renovierungs-Intervalle werden kürzer
Wer sich an die Wohnung seiner Eltern oder Großeltern zurückerinnert, dem wird auffallen, dass sich diese über Zeiträume von 10 oder 20 Jahren optisch kaum verändert hatten. Es wurden qualitativ hochwertige Möbel angeschafft und diese wurde genutzt, bis sie wortwörtlich auseinanderfielen. Die Funktion stand auf Platz eins.
Mit dem Wunsch nach mehr Form und Design haben sich auch die Renovierungs-Intervalle deutlich verkürzt. Das Interieur des Wohnraums wird zum Ausdruck der jeweiligen Lebensphase. Diesen Wunsch gilt es zu bedienen und es feiern aktuell genau die Herstelle Erfolge, die das erkannt haben.
Limitierte Serien zu produzieren, gar Einzelstücke aufzulegen oder dem Kunden die Möglichkeit zu bieten, sich sein Sofa oder seinen Schrank völlig individuell zu konfigurieren gilt aktuell als Erfolgsmodell. Es muss besonders und selten sein, sowie die eigene Persönlichkeit unterstreichen, genauso wie sich der Kunde gerne selbst sieht. Die Gesetze der Mode erhalten den Einzug ins Möbeldesign.
Darin liegt eine große Chance
Denn dieser veränderte Geschmack ermöglicht den kleinen und bisher eher unbedeutenden Möbel-Herstellern sich zu positionieren. Es entstehen neue Nischen und neue Möglichkeiten, sich als Marke zu präsentieren.